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Sexuell übertragbare Krankheiten

Diagnostik sexuell übertragbarer Krankheiten: Trichomonaden, Chlamydien und Gonokokken nachweisen

Zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten in Deutschland gehören die Trichomoniasis, Infektionen mit Chlamydien und die Gonorrhoe. Sexuell übertragbare Krankheiten können zu chronischen Gesundheitsschäden bei den Betroffenen führen und hohe Folgekosten für die Gesellschaft verursachen. Da viele Betroffene lange symptomlos bleiben, ist die Diagnostik umso wichtiger.

Etwa acht Prozent der Frauen und ein Prozent der Männer sind von der Trichomoniasis betroffen. Ursache ist die Infektion mit dem parasitischen Einzeller Trichomonas vaginalis. Aber auch Chlamydien und Gonokokken sind in Europa auf dem Vormarsch. Besonders Großstädte sind von der Entwicklung betroffen. Dabei treten eine Infektion mit Chlamydien und eine Gonorrhoe oft gemeinsam auf.

Ebenfalls häufig ist eine Ansteckung mit Ureaplasmen, wobei die Infektionen oft asymptomatisch verlaufen.

Urogenitale Chlamydien-Infektionen 

Infektionen mit Chlamydia trachomatis sind ausgesprochen häufig; sie zählen zu den wichtigsten Entzündungsursachen im Genitalbereich. Da sie in Deutschland nicht meldepflichtig sind, schwanken allerdings die Angaben zur Häufigkeit. Durch ihre möglichen Folgeschäden ist eine frühzeitige Diagnostik wichtig.

Akute Chlamydien-Infektionen können sich äußern als:

  • genitale Erkrankungen (Urethritis, Cervicitis)
  • Konjuktivitis
  • Pneumonie (bei Neugeborenen).

 

Chronische Infektionen mit Chlamydia trachomatis können verantwortlich sein für:

  • Entzündungen des Beckens
  • ektopische Schwangerschaft
  • Epididymitis (Entzündung des Nebenhodens)
  • Infertilität
  • reaktive Arthritis.

 

Viele Betroffene bemerken die Infektion jedoch - zunächst - nicht.

Chlamydia trachomatis-Bakterien gelangen beim Geschlechtsverkehr in die Scheide und steigen von dort aus auf - entweder in die Harnröhre oder in die Gebärmutter. Dort lösen sie Entzündungen aus, die sich als

  • Urethritis (Entzündung der Harnröhre) mit häufigem Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen und/oder
  • Zervizitis (Entzündung des Gebärmutterhalses) mit schleimig-eitrigen, oft stark riechendem Ausfluss

äußern.

Etwa 80 Prozent der Frauen bleiben jedoch asymptomatisch. Dabei können die Folgeschäden gravierend sein: Eine Infektion mit Chlamydia trachomatis gilt bei Frauen als Ursache Nummer eins für Sterilität. Auch eine extrauterine Gravidität wie eine Eiliterschwangerschaft ist eine mögliche Folge. Denn wenn die Bakterien weiter aufsteigen, können sie Entzündungen des Endometriums, der Tuben (Salpingitis) und der Ovarien verursachen. Die Beckenentzündung (pelvic inflammatory disease, PID) kann weiter asymptomatisch verlaufen oder Symptome auslösen:

  • (chronische) Unterleibsschmerzen
  • Ausfluss
  • Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr oder in der Zyklusmitte

Greift die Entzündung weiter um sich, können auch das Peritoneum und die Leberkapsel betroffen sein oder auch eine Periappendizitis auftreten. Hier sind Abgeschlagenheit, Fieber, Schmerzen im rechten Oberbauch und Druckschmerz der Leber mögliche Anzeichen.

Ist die Mutter mit Chlamydia trachomatis infiziert, steckt sie bei einer natülichen Geburt in 60-70 Prozent der Fälle ihr Neugeborenes an1. Die Infektion des Kindes äußert sich vor allem als Konjunktivitis, seltener als Otitis media. Allerdings ist auch eine schwere Lungenentzündung möglich, wenn das Neugeborene das Vaginalsekret mit den Erregern einatmet.

Eine Infektion der Mutter erhöht das Risiko für einen vorzeitigen Blasensprung und für eine Frühgeburt.

Bei etwa der Hälfte der Männer verläuft eine Infektion mit Chlamydia trachomatis asymptomatisch. Bei der anderen Hälfte manifestiert sie sich in Entzündungen von Harnröhre (Urethritis), Prostata, Hoden und/oder Nebenhoden. Im schlimmsten Fall wird der Mann unfruchtbar.

Mögliche Symptome sind:

  • Druckgefühl
  • Brennen beim Wasserlassen
  • eitriger Ausfluss
  • Schmerzen
  • Sterilität

Chlamydien sind unbewegliche, Gram-negative Bakterien, die obligat intrazellulär leben. Ihre Zellwand enthält kein Peptidoglykan, aber Lipopolysaccharide. Da Chlamydien kein ATP synthetisieren können, sind sie auf die intrazelluläre Vermehrung in Wirtszellen und deren ATP-Synthese angewiesen. Innerhalb der Wirtszellen entgehen die Chlamydien den menschlichen Abwehrmechanismen wie Phagozytose oder der humoralen Abwehr.

Zur Familie der Chlamydiaceae gehören die Gattungen Chlamydia und Chlamydophila.

Gonorrhoe

Gonokokken lösen die auch als Tripper bekannte Gonorrhoe aus. Die taxonomisch korrekte Bezeichnung für die kokkenförmigen Bakterien ist Neisseria gonorrhoeae. Die Krankheit kann sich sehr schnell ausbreiten: die Inkubationszeit ist kurz und einige Krankheitsträger zeigen keine Symptome. Die Gonokokken können auch durch Oral- oder Analverkehr übertragen werden.
Viele Gonokkoken-Stämme tragen bereits Resistenzen gegen Penicillin. Daher muss heute auf andere Antibiotika zurückgegriffen werden. Die Gonorrhoe wird häufig von einer allgemeinen Chlamydieninfektion begleitet.

  • Urethritis mit Juckreiz und eitrigem Ausfluss ("Bonjourtropfen")
  • Dysurie
  • Prostatitis
  • Epidydimitis

Unfruchtbarkeit kann die Folge sein.

  • Adnexitis
  • Salpingitis
  • Cervicitis mit eitrigem Ausfluss

Bei der Frau ist eine Sterilität durch Verkleben der Eileiter möglich. Die Gonokokken-Infektion kann sich im schlimmsten Fall auf das Bauchfell ausbreiten. Bei einer Chlamydien- oder Gonokokken-Infektion ist auch der diagnostische Nachweis beim Partner sinnvoll.

Trichomoniasis

Die Trichomoniasis ist weltweit die häufigste nicht-virale Geschlechtskrankheit. Ursache ist eine Infektion mit dem parasitischen Einzeller Trichomonas vaginalis. In Deutschland wird die Prävalenz der Infektion noch stark unterschätzt, da die Sensitivität des gängigen mikroskopischen Nachweises mit 50 bis 70 Prozent niedrig ist und der kulturelle Nachweis nur eine geringe Ausbeute liefert. Der PCR-Nachweis ist mit einer Sensitivität von über 95% die zuverlässigste Diagnostik. 

Bei Frauen besiedelt Trichomonas vaginalis oft asymptomatisch den unteren Urogenitaltrakt. Allerdings entwickelt ein Drittel der zunächst asymptomatischen Frauen spätestens nach sechs Monaten Symptome. Meist sind die Vagina, die Harnröhre und die Endozervix betroffen.

Die Symptome sind:

  • übelriechender, grün-gelber vaginaler Ausfluss
  • Harnzwang
  • Juckreiz
  • ausgeprägte Vulvitis
  • Ausfluss aus der Harnröhre
  • evtl. Unterbauchschmerzen

 

Trichomonas vaginalis trägt oft Mycoplasma hominis als Endosymbionten mit sich, deshalb sind Doppelinfektionen mit beiden Erregern häufig. Mycoplasma hominis kann als intrazellulär lebendes Bakterium von Trichomonas vaginalis auf die vaginalen Epithelzellen übergehen. Der vaginale pH-Wert steigt dabei auf über fünf an. Die Infektion kann bei Frauen über Monate oder sogar Jahre bestehen.

Mykoplasmen-Infektion

Mycoplasma hominis und Mycoplasma genitalium sind pathogene Bakterien, die intrazellulär leben und sich – wenn überhaupt – nur schwer im Labor kultivieren lassen. Lange Zeit waren sie deshalb für die Forschung kaum zugänglich und noch immer ist das Wissen über die sehr kleinen Bakterien begrenzt. Molekularbiologische Nachweismethoden geben heute aber einen besseren Einblick in die Prävalenz der Mykoplasmen: Im Rahmen einer italienischen Studie von 2018 wurde Mycoplasma hominis zum Beispiel bei 8,6 Prozent der untersuchten Frauen im gebärfähigen Alter nachgewiesen und Mycoplasma genitalium bei 0,6 Prozent.

Symptome:

  • Rötungen und Entzündungen im Genitalbereich 
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Unterbauchschmerzen 
  • ständiger Harndrang

 

Eine Mykoplasmen-Infektion verläuft bei Frauen häufig jedoch ohne Symptome und bleibt deshalb oft lange Zeit unbemerkt. Die Erreger können aber eine Urethritis und eine Zervizitis auslösen.

Bleibt die Infektion unbehandelt, kann sie zu einer Eileiterentzündung und damit zu Unfruchtbarkeit führen. Bei schwangeren Frauen kann die Infektion Komplikationen wie Früh- und Fehlgeburten auslösen. Bei Männern kann Mycoplasma genitalium Nebenhodenentzündungen verursachen.

  • Chlamydia trachomatis
  • Neisseria gonorrhoeae

Was kreuze ich an?

Auf unserem Auftragsformularen für "Privatversicherte Patienten" und "Selbstzahler" finden Sie die Diagnostik sexuell übertragbarer Erreger auf Seite 2 unter den Ziffern: 

  • vs20 sexuell übertragbare Erreger (Komplettanforderung)
  • vs21 Chlamydia trachomatis/Neisseria gonorrhoeae
  • vs22 Mycoplasma hominis/M. genitalium
  • vs23 Ureaplsama urealyticum/U. parvum 
  • vs24 Trichomonas vaginalis

Literatur

RKI. Chlamydiosen (Teil 1): Erkrankungen durch Chlamydia trachomatis. RKI-Ratgeber, Stand 21.12.2010. Abgerufen September 2021.

Hof, H., 2018: Trichomoniasis – wer kennt sie überhaupt noch?. Gynäkologe 51, 1071–1078. doi.org/10.1007/s00129-018-4357-7

Leli, C, et al., 2018: Prevalence of cervical colonization by Ureaplasma parvum, Ureaplasma urealyticum, Mycoplasma hominis and Mycoplasma genitalium in childbearing
age women by a commercially available multiplex real-time PCR: An Italian observational multicentre study. J Microbiol Immunol Infect. 51(2):220-225. doi: 10.1016/j.
jmii.2017.05.004.

Leitlinienprogramm DGU, AWMF: Interdisziplinäre S3 Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener
Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Kurzversion.1.-2, 2017 AWMF Registernummer: 043/044.

RKI. Gonorrhö (Trippe), RKI-Ratgeber 2023. Stand 11.03.2024, Abgerufen September 2024

Mikula, F. et al., 2024: Ureaplasmen in der Frauenheilkunde und Perinatalmedizin, Die Gynäkologie Ausgabe 8/2024