Für Ärzte und Therapeuten

Entamoeba histolytica

Entamoeba histolytica kommt vor allem in tropischen und subtropischen Regionen der Erde vor (1) und verursacht eine der bedeutendsten Parasitosen, die Amöbiosis. 
In Deutschland spielt die Erkrankung als importierte Reisekrankheit eine Rolle (2). In seltenen Fällen entstehen in Europa, Nordamerika oder Australien Infektionen aufgrund sexueller Übertragungen (1). 

Die rasche Diagnose und Therapie einer Infektion mit Entamoeba histolytica sind wichtig, da komplizierte und potentiell letale Krankheitsverläufe auftreten können2. Der molekularbiologische Nachweis besitzt mit etwa einer Amöbe pro Gramm Stuhl die höchste Empfindlichkeit und ist anderen diagnostischen Verfahren überlegen1. Das Enteropathogene-Erreger-Panel weist den Darmparasiten schnell und zuverlässig nach

Pathogenese und Symptomatik

Nach oraler Aufnahme wandeln sich die Zysten von Entamoeba histolytica im Darm in die teilungsfähigen Trophozoiten um und besiedeln den oberen Dickdarm. 
Die Amöbiasis kann unterschiedlich verlaufen:

  • Bei etwa 90 Prozent der Infizierten verläuft sie asymptomatisch. Die Personen scheiden den Parasiten ohne Zeichen einer Erkrankung mit dem Stuhl aus.
  • Bei invasiven Verläufen verlässt Entamoeba histolytica das Darmlumen, dringt ins Gewebe ein und löst die Amöbenkolitis (Amöbenruhr) aus. Der Parasit kann hämatogen in andere Organe streuen, am häufigsten treten daraufhin Abszesse in der Leber auf (Amöbenleberabszess).

Das Haupt-Symptom der potentiell letalen Amöbenruhr ist blutig-schleimiger Durchfall. In unkomplizierten Fällen tritt begleitend eine akute Rektokolitis auf (1). Fieber ist selten. 
Kinder sind häufiger von der Amöbenruhr betroffen als Erwachsene (2). Schwere Komplikationen wie toxisches Megakolon, akute nekrotisierende Kolitis und Perforation mit Peritonitis sind möglich (1).

Typisch für den Amöbenleberabszess sind akut auftretende, zunächst dumpfe, dann heftige Schmerzen im rechten Oberbauch und Fieber. Es handelt sich um ein akutes, potentiell lebensbedrohliches Krankheitsbild mit Abgeschlagenheit und schwerem Krankheitsgefühl. 
Höchstens bei einem Drittel der Patienten ist eine Amöbenruhr vorausgegangen – ihr Fehlen schließt also einen Amöbenleberabszess nicht aus. 
Schwere Komplikationen sind Leberversagen und Rupturen in die Bauchhöhle. Komplikationen scheinen bei Patienten mit Diabetes mellitus häufiger aufzutreten (2).

Übertragung

Die Übertragung der Zysten erfolgt fäkal-oral und kann direkt von Mensch zu Mensch oder über kontaminiertes Wasser und kontaminierte Lebensmittel geschehen.

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin (DTG). Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Amöbenruhr. Version Juli 2016.
  2. Van Lunzen J. et al. Amöbenruhr und Amöbenleberabszeß. Deutsches Ärzteblatt 1996; 93: 51:3410.