Für Ärzte und Therapeuten

Vibrio parahaemolyticus, vulnificus und cholerae

Vibrionen sind salzliebende Bakterien, die besonders in wärmeren und tropischen Regionen in Oberflächen- und Küstengewässern vorkommen. In Meerestieren sind sie weltweit verbreitet (1). Bei wärmeren Temperaturen kommen Vibrionen auch in der Ostsee vor, insbesondere Vibrio vulnificus (2). 
Vibrio parahaemolyticus, Vibrio vulnificus und Vibrio cholerae verursachen die meisten Lebensmittelinfektionen (3).

Das Enteropathogene-Erreger-Panel weist die drei Vibrio-Arten schnell und zuverlässig nach.

Das Risiko für Vibrio-Infektionen war in Europa lange Zeit gering (4). Vibrio-Infektionen werden aber voraussichtlich aufgrund der Klimaerwärmung und des weltweiten Handels mit Meeresfrüchten in Europa und auch in Deutschland zunehmen1. 
Infektionen mit Vibrio cholerae, dem Cholera-Erreger, sind in vielen Teilen der Welt endemisch und treten häufig nach Naturkatastrophen auf. In Europa sind sie jedoch selten und treten nur gelegentlich bei Übersee-Reisenden auf.

Krankheitsbilder

Vibrio parahaemolyticus und Vibrio cholerae verursachen vor allem Gastroenteritiden (3).

Vibrio cholerae löst eine schwere Verlaufsform der Gastroenteritis aus, die Cholera. Die Cholera verursacht einen massiven, wässrigen Durchfall, der zu extremer Dehydrierung und so zum Tod führen kann. Allerdings ist die Krankheit gut behandelbar. Der Erreger ist nach überstandener Erkrankung noch einige Wochen im Stuhl nachweisbar.

Vibrio vulnificus verursacht Wundinfektionen wie Weichgewebe-, Augen- und Ohrinfektionen. Der Erreger löst aber auch schwer verlaufende Infektionen wie Bakteriämie und Septikämie aus. Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischen Lebererkrankungen wie Hepatitis oder anderen Vorerkrankungen (3).

Übertragung

Infektionen mit Vibrionen treten meist nach dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel wie Salzwasser-Fische und Meeresfrüchte auf (5,3). Wie Wissenschaftler zeigten, waren in den Sommermonaten 2007 über 50 Prozent der in Niedersachsen gezüchteten Miesmuscheln mit Vibrio parahaemolyticus kontaminiert (3).

Infektionen sind jedoch auch durch Kontakt mit offenen, infizierten Wunden möglich.

Mikrobiologie

Vibrionen sind Gram-negative, fakultativ anaerobe Bakterien. Sie bilden keine Sporen. 
Vibrionen sind halophil und benötigen zwei bis drei Prozent Natriumchlorid für ihre Vermehrung (3).

Zuständige Stellen wie der behandelnde Arzt müssen dem Gesundheitsamt Infektionen mit Vibrio cholerae melden (6).

Literatur

  1. Robert-Koch-Institut. Vibrio-Infektionen durch Lebensmittel und Meerwasser 2011.
  2. Ärzteblatt vom 24. Juli 2018: Behörden warnen vor Vibrio-Bakterien in der Ostsee.
  3. Bartelt E. Pathogene Vibrio spp. in Fischen und Fischereierzeugnissen: Bedeutung, Nachweis und Vorkommen. BfR-Symposium 2009 Zoonosen und Lebensmittelsicherheit.
  4. Die Europäische Kommission. Opinion of the Scientific Committee on Veterinary measures relating to public health on Vibrio vulnificus und Vibrio parahaemolyticus 2001.
  5. Centers for Disease Control and Prevention (CDC). COVIS Annual Summary, 2009. US Department of Health and Human Services (2011).
  6. Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz - IfSG), Stand 17.7.2017, § 7 Meldepflichtige Nachweise von Krankheitserregern.