Für Ärzte und Therapeuten

Dünndarmfehlbesiedlung

SIBO bei Reizdarm-ähnlichen Symptomen

Unsere SIBO Plus-Diagnostik misst Wasserstoff (H2) und Methan (CH4) in der Atemluft und weist damit verlässlich eine Dünndarmfehlbesiedlung nach - selbst wenn Methanbakterien die Ursache der Gasbildung sind. Die Abkürzung SIBO steht für Small Intestinal Bacterial Overgrowth, auch als Overgrowth-Syndrom bekannt. SIBO Plus ergänzt unsere bisherige SIBO Basic-Diagnostik, die Wasserstoff in der Atemluft detektiert.

Die SIBO-Diagnostik ist sinnvoll bei:

  • aufgetriebenem Bauch
  • Bauchschmerzen
  • veränderter Stuhlfrequenz
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Blähungen
  • Übelkeit
  • Aufstoßen
  • Sodbrennen

Dickdarm-Bakterien verursachen Fehlgärung im Dünndarm

Normalerweise besiedeln vor allem Laktobazillen und Enterokokken den Dünndarm. Bei einer Dünndarmfehlbesiedlung breiten sich Dickdarm-Bakterien wie Bifidobakterien, Klebsiella oder auch pathogene Erreger in den Dünndarm aus und überwuchern dort die physiologische Mikrobiota. Dadurch kommt es zu einer Fehlgärung, bei der größere Mengen Wasserstoff oder auch Methan entstehen. 

Die Gase verursachen Blähungen, Bauchschmerzen und Aufstoßen und können im Fall des Methans auch Verstopfungen auslösen. Durchfälle entstehen, wenn die zersetzten Zucker Wasser aus der Darmwand ins Darmlumen ziehen. Entsprechend ist die Dünndarmfehlbesiedlung bei Patienten mit Reizdarm-ähnlichen Symptomen weit verbreitet.

Liegt eine Dünndarmfehlbesiedlung vor, kann es zu einer Mangelernährung und speziell zu einem Mangel an Eisen, Kalzium, Vitamin B12, D, A und E kommen (1). Eine Dünndarmfehlbesiedlung kann Erkrankungen wie die Zöliakie verschlimmern und tritt bei einigen extraintestinalen Erkrankungen wie der Sklerodermie und der Adipositas häufiger auf.

  • Schädigung der Dünndarmflora, zum Beispiel durch Antibiotika oder Toxine
  • Mangel an Magensäure
  • Defekt der Ileocaecalklappe, die Dünndarm und Dickdarm voneinander trennt
  • Bauchspeicheldrüsen- und Lebererkrankungen
  • Immunschwäche
  • Divertikel oder Dünndarmstenosen, zum Beispiel bei Morbus Crohn

Wasserstoff und Methan entstehen ausschließlich im mikrobiellen Stoffwechsel (2). Die Dünndarm-Schleimhaut resorbiert die Gase, die anschließend über das Blut in die Lunge gelangen und dort abgeatmet werden.

Den Vorgang macht sich der Atemgas-Test zunutze: Die Patientin oder der Patient trinkt eine Laktulose-Lösung und atmet anschließend im Zehn-Minuten-Takt in eins der Probenröhrchen aus. Die Laktulose ist ein Disaccharid aus Galaktose und Fruktose, das bei einer Dünndarmfehlbesiedlung zu Wasserstoff oder auch Methan verstoffwechselt wird. Die Art des Gases hängt von der Mikrobenzusammensetzung im Dünndarm ab. Sind alle Röhrchen mit einer Atemgasprobe gefüllt, schickt der Patient oder die Patientin sie direkt an das Institut für Mikroökologie zur Analyse.

Ob die Mikroben die Laktulose bereits im Dünndarm verwertet haben, lässt sich am Zeitpunkt des Wasserstoff- oder Methan-Peaks ablesen: Bei einer Dünndarmfehlbesiedlung kommt es zu einem frühen Anstieg der Gaskonzentration in den Atemgasproben.

Steigt speziell der Methangehalt in der Atemluft an, hat die Patientin oder der Patient meist mit Verstopfungen zu kämpfen. Methan ist dabei direkt für die verlangsamte Darmpassage verantwortlich, wie Studien belegen: Das Gas verändert die Darm-Motilität, indem es die neuronale Aktivität über den anticholinergen Weg verstärkt.(3) Der Grad der Verstopfung korreliert mit dem Methan-Gehalt im Atem (4).

Für die Methanproduktion sind die Methanbildner verantwortlich. Das sind bakterielle Urformen, die heute nicht mehr zu den Bakterien gezählt werden. In der mikrobiellen Nahrungskette stehen die Methanbildner an letzter Stelle: Erst wenn die bakteriellen Stoffwechselprozesse abgelaufen sind, setzen die Methanbildner entstandenes Kohlendioxid mit Wasserstoff zu Methan um - oder sie nutzen die bakteriellen Endprodukten Essigsäure, Ameisensäure und Methanol für die Methanproduktion.

Da Methanbildner auch außerhalb des Dünndarms die physiologische Mikrobiota überwuchern und dadurch Beschwerden verursachen können, hat sich der Begriff der Intestinalen Methanogenüberwucherung – kurz IMO – etabliert, der das Beschwerdebild von der klassischen Dünndarmfehlbesiedlung abgrenzt.(5)

Zur Darmsanierung eignen sich Präparate, die Laktobazillen und Enterokokken, aber keine Dickdarmbakterien enthalten.

Was kreuze ich an?

Sie finden die SIBO-Diagnostik auf unseren Auftragsformularen für privatversicherte Patienten und selbstzahlende, gesetzlich versicherte Patienten auf den Seiten 1 und 4 unter den Ziffern: 

  • g14 SIBO Plus
  • g4 SIBO Basic
     

Haben Sie noch Fragen? Unter unseren Hotline-Nummern beantworten wir sie gerne.

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Literatur
1) Losurdo, G. et al., 2020: The Influence of Small Intestinal Bacterial Overgrowth in Digestive and Extra-Intestinal Disorders. Int J Mol Sci. 21(10): 3531. doi: 10.3390/ijms21103531.
2) Takakura, W. and Pimentel, M., 2020: Small Intestinal Bacterial Overgrowth and Irritable Bowel Syndrome - An Update. Front Psychiatry. 11: 664. doi: 10.3389/fpsyt.2020.00664.
3) Park, Y. M. et al., 2017: The effects and mechanism of action of methane on ileal motor function. Neurogastroenterol Motil Off J Eur Gastrointest Motil Soc 29(9):e13077. doi: 10.1111/nmo.13077
4) Chatterjee, S. et al., 2007: The degree of breath methane production in IBS correlates with the severity of constipation. Am J Gastroenterol 102(4): 837–841. doi: 10.1111/j.1572-0241.2007.01072.x
5) Pimentel, M. et al., 2020: ACG Clinical Guideline: Small Intestinal Bacterial Overgrowth. Am J Gastroenterol 115: 165–178. doi: 10.14309/ajg.0000000000000501
6) Rezaie, A. et al., 2017: Hydrogen and Methane-Based Breath Testing in Gastrointestinal Disorders: The North American Consensus. Am J Gastroenterol 112(5): 775–784. doi: 10.1038/ajg.2017.46