Für Ärzte und Therapeuten
Silent-Inflammation-Check
Stille Entzündungen erkennen - Risiko für Folgeerkrankungen senken
Der Silent-Inflammation-Check klärt chronische, subklinische Entzündungen ab, die den Weg für eine ganze Reihe von Erkrankungen ebnen können oder chronische Erkrankungen unterhalten und verstärken.
Indikationen für den Silent-Inflammation-Check:
- depressive Verstimmungen und Schlafstörungen
- Metabolisches Syndrom
- Adipositas (1)
- Typ-2-Diabetes (1)
- Arteriosklerose (1,2)
- Chronische Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen
- Rezidivierende Infekte
- Long-/Post-COVID-Syndrom
- Nicht-alkoholische Fettleber (NAFL)
- Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, Rheumatoide Arthritis und Hashimoto-Thyreoiditis
- Tumorerkrankungen
Der Silent-Inflammation-Check erfasst niedriggradige, systemische Entzündungen, deren Hauptauslöser - die Belastung mit bakteriellem LPS - und Veränderungen im Tryptophan-Stoffwechsel als negative Folge der stillen Entzündung.
Parameter des Silent-Inflammation-Checks
aus Serum oder Vollblut ohne Antikoagulanzien:
- hochsensitives CRP (C-Reaktives Protein) als sensitiver Marker für subklinische Entzündungen
- LPS-Antikörper als Marker für LPS im enterohepatischen Kreislauf
- IDO-Aktivität (Kynurenin/Tryptophan-Ratio) als Marker für einen veränderten Tryptophan-Stoffwechsel
- Kynurenin als Marker für die Immunsuppression
- Tryptophan zur Ermittlung der Kynurenin/Tryptophan-Ratio als Maß für die IDO-Aktivität und zum Nachweis eines Tryptophan-Mangels
Zu den Therapie-Optionen>>
hsCRP: der Marker für stille Entzündungen
Der Nachweis des hochsensitiven C-reaktiven Proteins (hsCRP) ist zehnmal sensitiver als der des normalen CRPs, das Hinweise auf klinisch manifeste, akute Infektionen und Entzündungen liefert. Der Grenzwert des normalen CRPs für eine Infektion oder Entzündung liegt in der Regel bei > 5 mg/l. Die Höhe des gemessenen Werts korreliert mit der Schwere der Infektion und kann Werte über 200 mg/l erreichen.
Das hsCRP weist deutlich niedrigere Werte nach, deshalb kann der Marker auch verborgene Entzündungen im Körper aufspüren.
Bei einem hsCRP-Wert über 0,56 mg/l liegt eine Silent Inflammation vor.
LPS als Ursache für stille Entzündungen
Hauptursache einer stillen Entzündung sind bakterielle Lipopolysaccharide (LPS), die ständig in den Blutkreislauf eindringen und so die Entzündungsfaktoren im Körper hochregulieren.
Das LPS ist Bestandteil der Zellwand gram-negativer Bakterien. Sterben die Bakterien ab, wird das LPS - auch als Endotoxin bekannt - aus der Zellwand freigesetzt. Für einen erhöhten LPS-Einstrom in den Blutkreislauf können eine Dysbiose der intestinalen Mikrobiota, dentale Plaques und eine erhöhte Permeabilität der Darmschleimhaut verantwortlich sein. Eine unphysiologisch durchlässige Darmschleimhaut wird auch als Leaky-Gut-Syndrom bezeichnet.
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Stille Entzündungen und die Rolle des LPS
Treten die Endotoxine - das LPS - in den Blutkreislauf über, kommt es zur Endotoxinämie. Bereits bei geringen Endotoxin-Konzentrationen im Blut schüttet der Körper pro-inflammatorische Zytokine aus.
Hält die LPS-Belastung über einen längeren Zeitraum an, entwickelt sich eine verborgene Entzündung, die langfristig das Gewebe schädigt und Stoffwechselprozesse verändert. Neben dem LPS können auch Allergene, Umweltschadstoffe und chronischer Stress für eine Silent Inflammation verantwortlich sein. Sind die Konzentrationen der Antikörper gegen LPS im Serum erhöht, weist das auf eine Endotoxin-Belastung als Ursache der stillen Entzündung hin.
Metabolische Endotoxinämie & Silent Inflammation
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Pro-inflammatorischer Reiz hält bei stiller Entzündung an
Jede Entzündung verlangt eine anti-entzündliche Gegenreaktion, damit es nicht zu überschießenden Immunreaktionen kommt. Ist zum Beispiel ein Infekt überstanden, wirken den pro-inflammatorischen Mechanismen anti-inflammatorische Faktoren entgegen. Anschließend kehren auch die anti-inflammatorischen Faktoren auf ihr Ausgangsniveau zurück.
Bei einer stillen Entzündung ist das anders, da der pro-inflammatorische Zweig des Immunsystems ständig eine anti-entzündliche Gegenreaktion fordert.
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Silent Inflammation erhöht IDO-Aktivität
Die pro-inflammatorischen Zytokine befeuern die Aktivität des Enzyms Indolamin-2,3-Dioxygenase (IDO), das daraufhin verstärkt Tryptophan zu Kynurenin umsetzt.2
Der Stoffwechsel der essentiellen Aminosäure Tryptophan ist für die Regulation der Immunbalance entscheidend. Den Großteil des Tryptophans baut der Körper in der Leber ab, um daraus das Coenzym NAD+ zu produzieren. Ein weiterer Teil des Tryptophans geht in die Proteinsynthese. Das restliche Tryptophan wird weiter verstoffwechselt – entweder zum Glückshormon Serotonin oder zu Kynurenin.
Tryptophan-Stoffwechsel verbindet Soma und Psyche
Eine hohe IDO-Aktivität verschiebt den Tryptophan-Stoffwechsel in Richtung Kynurenin, der Tryptophan-Spiegel sinkt. So entsteht ein Serotonin-Mangel, da mit dem Tryptophan der Ausgangsstoff für die Synthese fehlt. Das kann depressive Verstimmungen und Schlafstörungen fördern.
Kynurenin kippt Immunbalance
Kynurenin und die daraus entstehenden Stoffwechselprodukte Kynureninsäure und 3-Hydroxykynurenin haben immunsuppressive Wirkung. Das nutzt der Körper in unterschiedlichen physiologischen Situationen: So benötigen Darm und Lunge mit ihren großen mukosalen Oberflächen Kynurenin, um überschießenden Immunreaktionen entgegenzuwirken und Toleranz gegenüber den natürlichen Darmbakterien zu vermitteln. In der Schwangerschaft verhindert Kynurenin die Abstoßung des Fötus.
Kynurenin verursacht Immunblockade
Ein Zuviel an Kynurenin kann jedoch eine Immunblockade verursachen, bei der Vermehrung und Apoptose der Killerzellen zurückgehen. Der erhöhte Kynurenin-Spiegel verschiebt die Immunbalance in Richtung Immuntoleranz: mehr TReg (früher „Suppressorzellen“) und weniger zytotoxische T-Zellen.
Besonders problematisch ist: Kynurenin treibt die eigene Produktion über eine positive Rückkopplung voran. So können sich der veränderte Tryptophan-Stoffwechsel und die Dysbalance des Immunsystems selbst unterhalten, sobald sie einmal angeschoben sind.
Therapie-Optionen bei stiller Entzündung
In Abhängigkeit von der Befundkonstellation können Sie therapeutisch gegensteuern, indem Sie:
- die intestinale LPS-Last senken
- die intestinale Grenzfläche stabilisieren
- die IDO-Aktivität durch Phytotherapie modulieren;
Cave: Bei Schwangeren ist die IDO-Modulation kontraindiziert. - Tryptophan über die Ernährung oder Nahrungsergänzungs- und Arzneimittel substituieren.
Entsprechende Therapieempfehlungen können Sie zum Befund anfordern.
Ist der Auslöser der stillen Entzündung beseitigt und die IDO-Aktivität gebremst, kann sich der Körper erholen. Die Entzündung lässt nach, der Tryptophan-Stoffwechsel kommt ins Gleichgewicht und das Immunsystem gewinnt wieder an Schlagkraft.
Diagnostische Parameter
- Kynurenin
- Tryptophan
- Kynurenin/Tryptophan-Ratio (IDO-Aktivität)
- LPS-IgA-Antikörper
- LPS-IgM-Antikörper
- LPS-IgG-Antikörper
- hochsensitives CRP (C-Reaktives Protein).
Was kreuze ich an?
Sie finden die Untersuchung auf unseren Auftragsformularen "Selbstzahler" und "Privatversicherte Patienten" auf der 3. Seite, rechte Spalte unter:
- s31 Silent-Inflammation-Check
Haben Sie noch Fragen? Unter unseren Hotline-Nummern beantworten wir Sie gerne.
Für eine schnellere Übermittlung der Befunde können Sie unseren Befundserver kyber.de nutzen. Falls Sie noch keine Zugangsdaten besitzen, können Sie sich direkt auf der Seite anmelden.
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Literatur
- Song, P., 2017: Abnormal kynurenine pathway of tryptophan catabolism in cardiovascular diseases. Cell Mol Life Sci.; 74(16): 2899–2916. doi:10.1007/s00018-017-2504-2.
- Wang, Q. et a., 2016: Deregulated tryptophan-kynurenine pathway is linked to inflammation, oxidative stress, and immune activation pathway in cardiovascular diseases. Front Biosci (Landmark Ed).; 20: 1116–1143.